Es ist Sommer und wer träumt sich da nicht gerne in die Lavendelfelder der Provence. Fougasses gibt es dort an fast jeder Ecke und jede Familie hat ihr eigenes Rezept. Aber eine Fougasse mit Pistazien ist mir noch nicht begegnet. Deshalb wurde es höchste Zeit, dass ich mal eine backe.
Irgendwie ist das Ganze dann aber in der Küche total eskalliert. Was eigentlich eine simple Fougasse à la pistache werden sollte, also mit gehackten Pistazien im Teig, wurde eine gefüllte Variante. Denn die gibt es auch sehr häufig und meist hat sie die Form einer kleinen Leiter. Erst wollte ich nur ein wenig Bacon mit reinschummel. Denn Pistazien und Bacon sind einfach nur wunderbar. Dann dachte ich, dass Käse auch noch eine schöne Idee wäre, aber da gab der Kühlschrank leider nichts Passendes her. Wenn ich aber so richtig in Fahrt bin und laute Musik durch meine kleine Küche dröhnt, ist kein Halten mehr. Manchmal ist das gut und manchmal halt auch eher experimentell 😉
Und so kam eins zum anderen, die Küchenschlacht war eröffnet. Viele Ideen schwirrten mir im Kopf herum, aber langsam wurde die Zeit knapp. Der Teig geht vor sich hin, Fotos wollen gemacht werden und das Küchenchaos muss auch noch beseitigt werden. Entweder gaben aber meine Vorräte nicht her was mein Kopf ausheckte oder es wollte einfach nicht so richtig zusammenpassen. Manchmal braucht es nur eine kleine Zutat, die alles zusammenbringt. Verflixt nur, wenn die einem nicht einfällt oder schlicht nicht erreichbar ist. Also kleine Pause machen und den Müll rausbringen.
Doch da stand es dann, mein fehlendes Puzzleteil, beim Nachbarn auf der Fensterbank. Thymian! Mein geliebter Thymian. Also klingeln, fragen, abschneiden und die Treppe rauf. Dann noch Aprikosen und einfach den Rest der Pistazien rein in die Fougasse. Mehr Pistazien sind immer besser, da kann man nichts falsch machen. Und so, bekam der Ziegenfrischkäse aus dem Kühlschrank, der vorher irgendwie nicht so richtig in die Fougasse passen wollte, seinen Platz eben neben der Fougasse.
Mal wieder backe ich mit einer kleinen Menge Pâte fermentée (mehr dazu im Baguette-Rezept), es geht aber auch ohne. Auch könnt ihr die Füllung weglassen und nur eine Fougasse mit Pistazien backen. Dann stäube ich aber vor dem Backen, noch etwas Mehl über die Fougasse und pinsel sie nicht mit Olivenöl ein. Aber ihr macht das, wie ihr wollt.
Wer auch wieder sein Wasser temperieren möchte, was ich immer empfehle, hier noch die Tabelle und/oder einen Blick in mein Baguette-Rezept werfen. Dort wird alles erklärt, inkl. Rechenbeispiel.
Raumtemperatur 26°C – 24°C = T° de Base 60°C
Raumtemperatur 23°C – 21°C = T° de Base 62°C
Raumtemperatur 20°C – 18°C = T° de Base 64°C
Wunderbar schmeckt dieses provenzalische Brot bzw. Fladenbrot aber immer. Es wird mit Olivenöl im Teig gebacken und ganz klassisch hat es die Form eines Blattes. Durch die Einschnitte, traditionell sind es immer sieben, schmeckt jedes Stückchen ein bisschen anders. Mal knusprig, mal weich und mal dunkler oder heller. Jeder bricht sich sein Lieblings-Teil der Fougasse ab und genießt es ganz pur oder mit Ziegenfrischkäse, Olivenöl oder was sonst noch den eigenen Vorlieben entspricht. Ein paar Oliven und ein Salat dazu, fertig ist das Pique-nique.
Auf den letzten Drücker nehme ich mit dem Fougasse à la pistache noch schnell am Bread Baking Day #76 teil.
Rezept für Fougasse mit Pistazien »Fougasse à la pistache«
Zutaten für 3 Fougasses
Wichtige Backutensilien
Rollholz 50 cm*
Küchenmaschine mit Knethaken (s. Bezugsquellen)
Pâte fermentée
- 75 g Mehl Type 550
- 50 g Wasser
- 1 g frische Hefe
- 1 g Salz
Pâte à fougasse
- 500 g Mehl Type 550
- 325 g Wasser
- 10 g frische Hefe
- 9 g Salz
- 125 g Pâte fermentée
- 50 g Olivenöl
- 65 g geröstete, ungesalzene und geschälte Pistazien
Für die Füllung
- 65 g geröstete, ungesalzene und geschälte Pistazien
- 50 g getrocknete Aprikosen
- 125 g Bacon
- Einige Zweige frischer Thymian
- 1 Teel. Olivenöl
- Etwas Olivenöl zum Bestreichen der Fougasse à la Pistache
Zubereitung
Schritt 1
Zuerst wird der Pâte fermentée zubereitet. Dies sollte 24-48 Stunden im Voraus geschehen, mindestens aber 12 Stunden im Voraus. Nur so kann er sein Aroma entwickeln. Mehl, Wasser, Hefe und Salz zu einem homogenen Teig verkneten. Danach in eine Schüssel legen, mit Frischhaltefolie abdecken und für 90 Minuten bei Raumtemperatur gehen lassen. Diesen Vorteig für 12-48 Stunden in den Kühlschrank stellen. Am Backtag nehmt ihr den Pâte fermentée bitte mindestens 1 Stunde bevor ihr mit dem Teig für die Fougasse beginnt aus dem Kühlschrank.
Schritt 2
Pistazien grob hacken.
Wasser in die Küchenmaschine geben. Mehl, Hefe und Salz zugeben (1) und auf Stufe 1 mit dem Knethaken für 3 Minuten die Zutaten vermischen. Danach das Olivenöl und den Pâte fermentée (2) zugeben und auf Stufe 2 für weitere 3 Minuten verkneten. Pistazien zugeben (3) und auf Stufe 1 für abschließende 4 Minuten weiter kneten.
Teig zu einer Kugel formen (4) und die Schüssel mit Frischhaltefolie abdecken. Bei Raumtemperatur für 50-60 Minuten gehen lassen.
Schritt 3
Die Füllung vorbereiten. Bacon in Würfel schneiden und mit 150 ml. Wasser in einen kleinen Topf geben, auf den Herd stellen und bei mittlerer Hitze einmal aufkochen lassen. Bacon durch ein Sieb gießen und abkühlen lassen. Pistazien grob hacken (5), Aprikosen in kleine Würfel schneiden und die Blättchen vom Thymian zupfen. Alle Zutaten zusammen mit 1 Teel. Olivenöl in eine Schüssel (6) geben und vermischen. Bereit halten.
Schritt 4
Den Pâte à fougasse aus der Schüssel nehmen und auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche vorsichtig (nicht zu viel Luft aus dem Teig rollen) zu einem ca. 1 cm dicken Quadrat (7) ausrollen und den Teig sich für 10 Minuten entspannen lassen.
Schritt 5
Auf einer Hälfte des Teiges die Pistazien-Füllung verteilen (8) und die andere Hälfte mit ganz wenig Wasser einpinseln und über der Füllung einschlagen (9). Den Teig etwas andrücken und die Ränder rundherum durch Andrücken verschließen.
Den Teig mit einer Teigkarte in drei Dreiecke (10) zerteilen. Jedes Dreieck in alle Richtungen etwas auseinanderziehen und mit der Teigkarte 7 Einschnitte (11) in Form von Blattadern vornehmen. Die Einschnitte wieder etwas auseinander ziehen. Danach die Fougasse-Rohlinge mit einem Küchentuch abdecken und bei Raumtemperatur 40-60 Minuten gehen lassen und dabei vor Zugluft schützen.
Schritt 6
Den Ofen mit einem (umgedrehten) Backblech oder einem Backstein auf 240°C vorheizen. Vorher aber auf den Ofenboden eine feuerfeste Form/Schüssel stellen.
Die Fougassees mit genügend Abstand auf ein umgedrehtes mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben und so, mit samt des Backpapiers, auf das heiße Blech gleiten lassen. 30 ml. Wasser in die auf dem Boden des Ofen stehende Form gießen und sofort die Ofentür schließen. Die Temperatur auf 220°C zurück regeln und die Fougasse à la pistache für ca. 16-18 Minuten backen.
Hinweis:
Ziemlich sicher passen nicht alle drei Fougasses in den Ofen, deshalb den Vorgang wiederholen.
Schritt 7
Die Fougesses aus dem Ofen nehmen und sofort mit etwas Olivenöl (12) dünn einpinseln. So erhalten sie später einen leichten Glanz.
La vie est belle
Eure
Claudia aka La Pâticesse
Danke für das klasse Rezept und die appetitlichen Bilder! Das Rezept ist für den nächsten Sommergeburtstag vorgemerkt 🙂
Merci sagt marie-monde.de
Sommergeburtstage sind der perfekte Begleiter für diese Fougasse. Da gehört sie hin!
Viele Grüße
Claudia
Ist doch schön, dass wir uns die ganzen Leckereien auch selbst backen können.
Die Provence im September ist wunderschön und ihr werdet bestimmt eine schöne Zeit dort haben.
Auch dir noch einen schönen Sonntag.
Claudia
Da kriegt man gleich Sehnsucht nach Frankreich! Schöne Idee mit den Aprikosen und Thymian und danke, dass du das tolle Rezept auch noch für den BBD freigegeben hast. Merci beaucoup! 🙂
Wenn die Fougasse Sehnsucht macht und beim Genuss auch ein wenig stillt, dann hat sie geschafft was sie sollte. Ich freue mich auch mal beim BBD dabei zu sein, ist schließlich mein erstes Mal.
Claudia
Dieses Rezept ist super. ich habe zwar mich nicht wirklich genau an die Angaben gehalten , jedoch ist das Ergebnis sensationell.
Es klappt auch mit trockener Hefe und ohne Füllung.
Merci !
Hallo I.L.,
prima ich freue mich immer wenn die Rezepte euch so begeistern 🙂
Ja klar, natürlich kann man die Füllung weglassen und Trockenhefe nehmen. Die ist halt sehr gut für die Vorratshaltung, obwohl ich meine Frischhefe immer einfriere. Aber ich hoffe trotzdem, dass ein paar Pistazien noch mit im Teig gerutscht sind?!
Viele Grüße
Claudia
Klasse Rezept. Die getrockneten Aprikosen passen super. Mit der Schritt für Schritt-Anleitung gelingt das Rezept auch für Nichtprofis.
Danke Ralph 🙂
Ich freue mich, dass es gut gelungen ist.
Viele Grüße
Claudia
Liebe Claudia,
ich habe die Fougasse jetzt zum zweiten Mal gebacken. Obowhl nach Anweisung ist der Teig bei mir so „labberig“, dass ich ihn kaum von der bemehlten Fläche weg bekomme und beim Aufbringen auf das Backpapier verrutscht die Form total.
Was könnte ich falsch gemacht haben?
Wobei schmecken tut es trotzdem – ich habe heute an Stelle der Aprikosen getrocknete Tomaten genommen – auch lecker
viele Grüße
Renate
Liebe Renate,
die Fougasse kann man wirklich mit fast allem füllen – schön, dass du so kreativ bist 🙂
Du sieht ja in meinen Zubereitungsbildern den Teig, sooo labberig ist er dort nicht. Also könnte es vielleicht am Mehl liegen. Probiere doch mal 5 – 10 % weniger Flüssigkeit oder ein auch mal ein anderes Mehl.
Zur Form: Die darf wirklich seeehr rustikal aussehen und je uriger sie aussieht, umso schöner ist es doch!
Viele Grüße
Claudia